Systemkompetenz

Als Systemkompetenz sehen wir die Fähigkeit von Lehrenden, den Bezug zu den umgebenden Systemen herzustellen. In welchem Kontext findet Lehren und Lernen statt? Hier lässt sich an verschiedene Ebenen denken: Auf einer Makroebene gibt es die (Welt-)Gesellschaft mit ihren rechtlichen, politischen, ökonomischen etc. Regelungen und Bedingungen, dann die Bildungssysteme (Europa, Bund, Länder) und die eigene Hochschule. Auf einer Mesoebene ist zu bedenken, wie die eigenen Lehrveranstaltungen in die Studiengänge eingebunden sind und wie diese (weiter-)entwickelt werden. Auf der Mikroebene schließlich geht es um die physischen und virtuellen Umgebungsbedingungen, die den Möglichkeitsraum für das eigene Lehrhandeln bestimmen. 

Diversität in der Studiengangentwicklung berücksichtigen

Lehrveranstaltung sind immer in Module und Studiengänge eingebettet. Studierende, die zu Ihnen kommen, bringen Vorwissen aus vorangehenden Modulen mit, sollen auf nachfolgende Module vorbereitet werden und weiterkommen, die Learning Outcomes des Studiengangs zu erreichen. Sie als Lehrende leisten einen wichtigen Beitrag, Studierenden diese Bezüge in der laufenden Lehre zu verdeutlichen. Ihnen zu zeigen, welche Logik dem Curriculum innewohnt, damit sie nicht nur Leistungen abhaken, sondern selbst auch den Sinn des Ablaufs erkennen können. Einen weiteren wichtigen Beitrag leisten Sie als Lehrende, wenn Sie die Rolle wechseln und als Studienreformer*innen agieren. Sie sind es, die durch Ihre Entscheidungen Studiengänge verändern und damit deren Studierbarkeit. Hier ist es hilfreich, sich klar zu machen, welche Ansatzpunkte es gibt diversitätsgerechte, inklusive Studiengänge zu schaffen.

Vier Hochschulen aus verschiedenen europäischen Ländern (FH Oberösterreich Linz, Birmingham City University, Laurea Helsinki, TH Köln) haben, gefördert von Erasmus+, dieses Modell entwickelt. Es zeigt die verschiedenen Handlungsfelder der Studiengangentwicklung, angefangen von Zugangsfragen über die institutionellen Rahmenbedingungen, die eigentliche inhaltliche Curriculumentwicklung und Empfehlungen für eine inklusive Lehre bis hin zu Lernumgebungen, Prüfungen und der Mitwirkung sowie Weiterentwicklung der Lehrenden. Die erwünschte Wirkung aller Aktivitäten ist ein starkes Student Engagement und ein daraus resultierender Studienerfolg.

Weiterführende Inhalte

Der HEAD CD Frame

Eine Ausgabe der Zeitschrift Diversität konkret, die sich vertiefend mit diesem Thema beschäftigt, ist unter dem nachfolgenden Link verfügbar.

Handlungsfelder

Das nachfolgende Video erklärt die einzelnen Handlungsfelder im Überblick:

E-Learning Angebot

Sie sind herzlich eingeladen, sich mit jedem Handlungsfeld und seinen Möglichkeiten für eine inklusive Ausgestaltung in diesem E-Learning Angebot näher zu befassen. Bitte loggen Sie sich einfach als Gast ein.

Handlungsfelder von Diversity-Strategien

Das Programm der Hochschule umfasst zwei Aktionsbereiche, die curriculare Verankerung von Diversity-Aspekten in der Fachlehre und im fachübergreifenden Lehrangebot der Hochschule einerseits sowie in ihrem Forschungs- und Entwicklungsbereich andererseits.

  • Fachimmanente Diversity-Aspekte beziehen sich auf die Einbettung in Module, Studiengänge und ihre Curricula. Hierzu zählen Maßnahmen wie zum Beispiel Diversity-Themen in fachlichen Arbeiten von Studierenden zu ermöglichen, Lehrinhalte durch Beispiele zu veranschaulichen, Literatur und Materialen so zu wählen, dass die Heterogenität der Studierenden berücksichtigt wird, fachbezogene Diversitätsaspekte zu entwickeln und das Interesse von Studierenden für den Blick über den Tellerrand zu erweitern.
  • Diversity-Aspekte als fächerübergreifende Inhalte richten sich an eine die Vielfalt der Studierenden gerecht werdende Hochschuldidaktik und die Integration von Inhalten, Ansätzen und Ergebnissen mit Diversitätsbezug. Über interdisziplinäre Angebote und fachübergreifende Projektarbeit kann beispielsweise das Ziel verfolgt werden, Diversity-Sensibilität im Lehr-Lern-Prozess zu stärken.

Zum Aktionsbereich Programm gehört auch das Handlungsfeld Forschung und Entwicklung. Hier geht es um Schwerpunktsetzungen wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung, z. B. durch die Aufnahme bzw. Ausweitung von Forschungsaktivitäten mit Diversitätsbezug oder auch ihre interdisziplinäre Bündelung bzw. Betonung in ausgewählten Fachrichtungen sowie deren Rückbindung in das Studienangebot der Hochschule.

Die Organisation der Hochschule umfasst ebenfalls zwei Handlungsfelder. Hierzu zählen die strukturelle Verankerung von Diversity Management in der Steuerung, Ablauforganisation und ihren Supportstrukturen sowie eine entsprechende Personalentwicklung. Dabei spielt vor allem die Kompetenzentwicklung der Akteursgruppen eine Rolle.

  • Das Handlungsfeld Strategien, Strukturen und Prozesse bezieht sich auf  entsprechende strukturentwickelnde Maßnahmen in der Hochschule als Bildungseinrichtung, die formal einen verantwortungsvollen Umgang mit Vielfalt an Hochschulen begünstigen. Formale Maßnahmen können z. B. die Entwicklung oder die Verankerung von Diversity Management und Strategien zur Umsetzung im Leitbild, im Hochschulentwicklungsplan sowie in den Ziel- und Leistungsvereinbarungen umfassen. Darunter fallen auch Maßnahmen für die Optimierung von Kommunikationsstrukturen oder Personalentwicklungsangebote mit Maßnahmen wie die Einrichtung einer Ombudsstelle, der Entwicklung von Berufungsleitfäden sowie das Angebot familienfreundlicher Karriereperspektiven u. a. m. In diesem Handlungsfeld wird auch die Entwicklung von Qualitätssicherungsinstrumenten und ein diversitätsbewusstes Institutional Research verortet. Damit ist eine datengestützte Selbstbetrachtung und -reflexion über ein Diversity Monitoring gemeint, d. h. die Grund- und Strukturdaten sowie Studienverlaufsanalysen diversitätsbezogen zu erheben, kategoriale Merkmale analytisch zu betrachteten und auf ihre Bedeutung für Ungleichheiten zu überprüfen sowie dies bei der Entscheidungsfindung für die Steuerung der Hochschule zu berücksichtigen.
  • Maßnahmen im Handlungsfeld Kompetenzentwicklung richten sich auf die Weiterentwicklung und Professionalisierung der unterschiedlichen Akteursgruppen in Studium, Lehre, Verwaltung, Hochschulentwicklung und Management. Ziel der Kompetenzentwicklung ist es, dass die Akteursgruppen ihre persönliche Professionalisierung im Sinne der lernenden Organisation einbringen und in den Handlungsfeldern weiterentwickelnd wirken können.

Quelle: Auferkorte-Michalis, Nicole & Linde, Frank (2018). Diversität Lehren und Lernen. Ein Hochschulbuch. Budrich, Leverkusen.

Weiterführende Inhalte

Diversität lernen und lehren – ein Hochschulbuch

Auferkorte-Michalis, Nicole & Linde, Frank (2018). Diversität Lehren und Lernen. Ein Hochschulbuch. Budrich, Leverkusen., zur Publikation